Die Kunst nachts gut zu schlafen um tagsüber scharf zu sehen!

Traumlinsen oder Ortho-K-Kontaktlinsen werden über Nacht getragen. Sie bewirken eine Zellmodellierung in der obersten Cornea Schicht. Das Geheimnis liegt in den hydrostatischen Zugkräften des Tränenfilms. Durch Gewebeverlagerungen im Hornhautepithel in der Größe von nur einigen Mikrometern, wird die Hornhautform der Augen für scharfes Sehen optimiert.

Der Name des Verfahrens, Orthokeratologie kommt vom griechischen „ortho“ und bedeutet „richtig“, Keratologie ist die Lehre von der Hornhaut.

Zuerst vermisst unser High Tech Keratograph jede Augenoberfläche mit 24000 Messpunkten. Die errechnete 3D-Oberflächentopographie informiert anschaulich über den individuellen und unterschiedlichen Kurvenverlauf jeder Cornea. Zusammen mit den zusätzlich ermittelten Korrektionswerten, errechnet eine Software die idealen formstabilen „Traumlinsen“, die speziell angefertigt werden.

Nach der ersten Nacht ist die Kurzsichtigkeit bereits um 60 bis 70 Prozent reduziert. Innerhalb von drei bis fünf Tagen ist sie in der Regel ausgeglichen. Die Veränderung ist jedoch nicht von Dauer. Sollten Sie das Tragen der Ortho-K-Linsen einige Nächte aussetzen, dann bildet sich die Hornhaut allmählich wieder in ihre ursprüngliche Form zurück. Das Verfahren ist zu 100% reversibel!

Vorteile von Ortho-K-Linsen

  • Tagsüber wird keine Sehhilfe mehr benötigt: Die Augen sehen ohne Kontaktlinsen oder Brille scharf.
  • Die Korrektur durch die Linse ist vollständig reversibel, anders als eine Hornhautoperation zur Sehkorrektur (zum Beispiel LASIK, LASEK).
  • Orthokeratologie ist auch für kurzsichtige Menschen geeignet, die viel am Computer arbeiten und unter trockenen Augen leiden.

Einschränkungen von Ortho-K-Linsen

  • Ortho-K-Linsen können nur Kurzsichtigkeiten bis zu -5,00dpt ausgleichen. Auch Hornhautverkrümmungen bis zu -2,00dpt werden weitgehendstes korrigiert.
  • Die durch Ortho-K-Linsen erreichte Sehkorrektur, wirkt nur für einige Tage. Sobald die Linsen nicht mehr zum Einsatz kommen, bildet sich die Hornhautform allmählich in die Ausgangslage zurück.
  • Bei Nacht kann es vereinzelt zu so genannten Halos (Lichthöfe um Lampen, Scheinwerfer) kommen.

Myopiepräventation - Lässt sich Kurzsichtigkeit aufhalten?

Myopisierung ist ein Begriff aus der optometrischen Fachsprache und beschreibt das Längenwachstum der Augen. Eine bestehende Kurzsichtigkeit wird dadurch verstärkt.

Ortho-K-Linsen, auch Traum-, Dream- oder Nachtlinsen genannt, sind maßangepasste Kontaktlinsen, die nachts getragen werden. Ihre Aufgabe ist es die Hornhautradien leicht zu modifizieren. Dadurch können Sie tagsüber, ohne jede weitere Sehkorrektur, alles scharf sehen. Bemerkenswert ist, dass diese Nachtlinsen bei Jugendlichen gleichzeitig die beste Prävention gegen eine sich verstärkende Kurzsichtigkeit sind. Wie funktioniert das?

Entstehung der Kurzsichtigkeit

Auch wenn es eine erbliche Veranlagung gibt, wird kaum ein Mensch kurzsichtig geboren. Bei der Geburt ist unser Augapfel etwas zu kurz und deshalb leicht weitsichtig (Hyperopie). In den ersten sechs Lebensjahren wächst er auf seine normale Größe. Die Augenlinse ermöglicht uns dann, auf alle Sehentfernungen scharf zu sehen.

Die Kurzsichtigkeit (Myopie) tritt meist erst ab dem siebten Lebensjahr oder mit Beginn der Pubertät auf. Eine Studie von 2002 informierte über die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder von kurzsichtigen Eltern, selbst kurzsichtig werden. Ist nur ein Elternteil kurzsichtig besteht ein Risiko von 10-15 %, sind beide Eltern kurzsichtig, dann liegt die Wahrscheinlichkeit sogar bei 30-40 %.

Bei der Entwicklung der Kurzsichtigkeit ist insbesondere auch zu bedenken, dass sich ein nicht geringer Anteil der Kurzsichtigkeit, erst zwischen dem 18. und 28. Lebensjahr entwickelt, also wenn der Betroffene bereits schon ausgewachsen ist. Danach ist die Myopie fixiert und abgeschlossen.

Häufigkeit

Die Prävalenz der Myopie hat in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommen. Dies konnte in bestimmten Regionen, insbesondere in Japan und in China, festgestellt werden. Die Anzahl der betroffenen Kinder steigt an, die Kurzsichtigkeit tritt immer früher auf und wird immer stärker.

Bei Betrachtung der Statistiken findet man interessante Unterschiede: In China beträgt die Kurzsichtigen-Quote 31 Prozent, das gleicht dem Wert in westlichen Ländern. An weiterführenden Schulen sind aber 77 Prozent der Jugendlichen kurzsichtig, an den Universitäten sind es noch mehr. Auch in westlichen Ländern steigt die Quote mit der Bildung. Woran liegt das?

Ursachen

Als erste Ursache für die Entwicklung der Kurzsichtigkeit gilt die genetische Disposition.

Eine neuere Theorie zur Entwicklung einer Kurzsichtigkeit besteht darin, dass Kinder während des Wachstums zu viel in der Nähe schauen, zum Beispiel beim Lesen von Büchern oder auf dem Smartphone, und die Augen sich an diese Sehanforderungen anpassen. Die Augen wachsen also in die Länge, wenn zu viel auf die Nähe fokussiert wird.

Parallel dazu wird beobachtet, dass bei Kindern, die sich viel im Freien aufhalten und ausreichend Tageslicht konsumieren, die Kurzsichtigkeit signifikant begrenzt und geringer ausfällt.

Über Myopisierung wird gerade viel geforscht. Was sind relevante Ursachen der Myopisierung?
Dazu vier Lösungsansätze:

  • Eine relativ neue Erkenntnis unterscheidet zwischen der zentralen und peripheren Fokusebene auf der Netzhaut. So ist bei Sehaufgaben im Nahbereich die zentrale Fokusebene scharf in der Fovea (Netzhautgrube), peripher jedoch hinter der Netzhaut.

 

 

  • Hinzu kommt die Differenzierung zwischen zwei Sehströmen mit unterschiedlichen Aufgaben. Der „Was sehe ich – Sehstrom“, ist für unser bewusstes Sehen zuständig und entspringt der Fovea.
    Die Netzhautinformationen außerhalb der Fovea werden im „Wo bin ich – Sehstrom“ gebündelt. Dieser ermöglicht uns die Interpretation von Bewegungen und Koordination. Welcher Sehstrom nimmt Einfluss auf die organische Anpassung der Augen?

 

  • Das Sehen im Nahbereich ist energetisch aufwendiger als das Sehen im Fernbereich. Mehr Recheneinheiten sind für die fortwährenden, synchronen Fixier- und Fokuseinstellungen der Augen erforderlich. So sind etwa in einem Regelkreis Vergenzen, Akkommodation und Pupillengröße gekoppelt. Wird dadurch ein Längenwachstum der Augen angeregt?

 

  • Spannend ist auch die Fragestellung, inwieweit sich die vorhandenen Lichtverhältnisse auf Stimmungen, Hormone und auf Organanpassungen auswirken. Intensität und Spektrums von künstlichen Lichtquellen und der digitalen Medien, unterscheiden sich ja deutlich vom Spektrum des Tageslichts.

 

Unsere Interpretation

Im digitalen Zeitalter rücken die Sehaufgaben vermehrt in den Nahbereich. Beim Blick aufs Handy ist der Sehabstand meist noch kürzer als beim Lesen eines Buches.

Bei Rechtsichtigkeit (Orthophorie) oder bei idealer Korrektion erfolgen die Abbildungen in jedem Auge scharf in der Fovea. Dieser Netzhautbereich, angefüllt mit etwa 6 Millionen Zäpfchen, bestimmt unsere bewusste visuelle Wahrnehmung

Jedoch ist bei Tätigkeiten im Nahbereich, die Fokusebene außerhalb der Fovea, hinter der Netzhaut. Das „Auge“ hat den Eindruck es ist zu kurz und gibt die Information weiter: „Bitte länger werden“.

Über den Wo-Sehstrom werden diese Informationen an die Gehirnareale übermittelt, die für Anpassungsprozesse und organische Veränderungen der Augen zuständig sind. Ziel dabei ist es, dass auch die peripheren Abbildungen scharf auf der Netzhaut erfolgen.

Vergleichbar können Sie sich vorstellen, dass das regelmäßige Training eines Leistungssportlers, sehr wohl Einfluss auf organische Körperanpassungen hat.

Die Feststellung, dass sich besonders bei jungen Menschen die sich viel im Freien aufhalten, die Myopisierung reduziert wird, ist zuerst einmal bemerkenswert. Worin unterscheiden sich visuelle Sehaufgaben in Raum und im Freien?

  • Im Freien überwiegen die Sehentfernungen im Mittel- und Fernbereich.
  • Bei hellem Tageslicht sind die Pupillen kleiner, dadurch ist die Tiefenschärfe größer. Auch die peripheren Abbildungen werden auf der Bildschale der Netzhaut abgebildet.
  • Bei Aktivitäten im Freien sind die visuellen Informationen von Bewegungswahrnehmung und auch von Koordination von ganz erheblicher Bedeutung. Nehmen wir als Beispiel einen Fußballer. Während er visuell mit dem Was-Strom, einen kleinen Ausschnitt auf dem Platz fixiert, informiert ihn der Wo-Strom, was sich sonst so alles in seinem Umfeld ereignet.
  • Ganz anders verhält es sich bei den Sehaufgaben in Räumen (TV, Bildschirm). Schwerpunkt der visuellen Wahrnehmung ist der Output der Fovea. Der Was-Sehstrom dominiert. Die periphere Bewegungswahrnehmung ist weniger eingefordert.

Daraus die These: Eine Myopie-Prävention ist nicht nur in Abhängigkeit von Tageslicht zu erkennen, sondern im Besonderen von der verstärkten Aktivität des Wo-Stromes. Dementsprechend ist das regelmäßige praktizieren von Sportarten mit intensiver Bewegungswahrnehmung und Koordinationsreizen förderlich, um Längen-Wachstumsschübe der Augen zu vermeiden.

Myopieprävention mit Ortho-K-Linsen

Interessanterweise moduliert die Ortho-K-Linse die Abbildungseigenschaft der Hornhaut auf geniale Weise, die laut verschiedenen Studien in den letzten 10 Jahren, einer Myopisierung im Mittel um 45% entgegenwirkt.

Etwa das Ergebnis der Studie NKL / Pauline Cho, durchgeführt über 24 Monate und mit Kindern im Alter von 6 bis 10 Jahren, ergab dass mit der sphärischen Nachtlinse „Romio“ 43% und der torischen Nachtlinse „To See“ 58%, eine signifikante Reduzierung des Längenwachstums der Augen erreicht wurde.

Wie funktioniert eine Ortho-K-Linse

Für die Herstellung der nachts getragenen Kontaktlinsen, wird zuerst die genaue Topographie jedes Auge benötigt. Der bei uns eingesetzte Keratograph vermisst die Oberfläche jedes Auges mit 24.000 Messpunkten. Dadurch erhalten wir ein perfektes 3D-Modell. Eine Software errechnet zusammen mit der zusätzlich ermittelten Korrektionsstärke die perfekt sitzende Kontaktlinse.

Zentral schwimmt die Linse flach auf der Hornhaut. Peripher befindet sich ein Tränenreservoir. Hydrostatische Zugkräfte des Tränenfilms bewirken eine Zellverlagerung im Epithel, der vordersten Hornhautschicht des Auges. Im Ergebnis wird die Hornhautform in der Mitte flacher und zum Rand hin stärker gewölbt. Wenige Mikrometer Radienänderungen bringen bereits eine so große Wirkung, dass Kurzsichtigkeiten bis ca. -4,5 dpt aufgelöst werden.

Durch das Nachttragen einer Ortho-K-Linse wird die ideale Myopieprävention dadurch erreicht, dass sowohl zentral die Fokusebene in der Fovea liegt, wie auch peripher scharfe Abbildungen auf der Netzhaut erfolgen. Informationen über eine Unterkorrektion werden nicht mehr ausgesendet.

Die Verlagerungen von Zellen im Hornhautepithel erfolgen ohne mechanischen Druck. Wird die Ortho-K-Linse einige Tage nicht mehr getragen, formt sich die Hornhaut in ihre ursprüngliche Form zurück. Die Veränderungen sind also reversibel! Ein sehr großer Vorteil gegenüber alternativen chirurgischen Eingriffen.

Bemerkenswert: Sollten Sie tatsächlich einige Nächte die Ortho-K-Linsen ausgesetzt haben, dann können Sie die Linsen auch tagsüber tragen. Die Korrektionswirkung entspricht einer normalen Kontaktlinse und Sie sehen alles scharf.

Was sind die Kosten

Ortho-K-Kontaktlinsen werden einmal im Jahr ausgetauscht und es gibt halbjährliche Kontrolltermine.

Inklusive der Pflegeflüssigkeiten, Nachkontrollen und falls notwendig Ersatzlinsen, kosten diese Kontaktlinsen bei uns im ersten Jahr 65,00 € im Monat. Hinzu kommt eine einmalige Gebühr für die persönliche Anpassung.

Ab dem zweiten Jahr liegt das „Sorglos-Glücklich-Paket“, monatlich bei 55,00 €.

Interview mit Wolfgang Laubenbacher geführt von Thomas Röhm, arabella optic München

Sie tragen selbst Ortho-K Nachtlinsen und haben an der Entwicklung dieser mitgearbeitet. Wie kam es dazu?
Ich selbst bin 4 Dioptrien kurzsichtig und arbeite seit 30 Jahren als Kontaktlinsenanpasser und seit 20 Jahren in der Kontaktlinsenindustrie. Seit der Jahrtausendwende beschäftige ich mich mit Orthokeratologie und habe anfangs Produkte aus den USA getragen. Die Orthokeratologie ist die gezielte Veränderung der Hornhaut durch spezielle formstabile Kontaktlinsen, um eine zeitlich eingeschränkte Korrektion von Fehlsichtigkeiten ohne Sehhilfen zu erreichen. Diese Kontaktlinsen werden in der Regel nur während des Schlafens getragen.
Diese Methodik hat mich so begeistert, dass ich seit 16 Jahren selbst diese Linsen trage. Ich habe zahlreiche Kongresse zum Thema Orthokeratologie besucht und mich mit Fachleuten weltweit ausgetauscht. Mit meinem Unternehmen Techlens WL Contactlinsen GmbH, haben wir daraufhin eigene Linsendesigns entwickelt und vertreiben diese Linsen seit 2002 in Europa. Zudem beraten und trainieren wir Kontaktlinsenanpasser auf diesem Gebiet. Obwohl ich selbst gerne Brille und auch klassische Kontaktlinsen getragen habe, möchte ich auf die Vorteile von Nachtlinsen nicht mehr verzichten.

Wo liegen die Vorteile dieser Art von Kontaktlinsen?
Es klingt paradox, aber der Vorteil der Nachtlinsen ist, dass man keine Linsen trägt. Genauer gesagt, die Linsen werden nur während des Schlafes getragen, dabei wird sanft die Vorderfläche der Augenhornhaut abgeflacht und die Kurzsichtigkeit korrigiert. Nach dem Aufstehen werden die Linsen abgenommen und man sieht den ganzen Tag scharf, ohne eine Sehhilfe zu benötigen.

Alternativ könnte man doch auch die Augen lasern lassen, um die Kurzsichtigkeit dauerhaft zu entfernen. Wo liegen die Vorteile der Orthokeratologie?
Im Gegensatz zur Laser-Methode (LASIK) ist die Orthokeratologie eine zeitlich begrenzte Korrektur der Sehschwäche. Das Hornhautgewebe des Auges bleibt vollständig erhalten und es wird kein irreversibler operativer Eingriff vorgenommen. Zudem kann die Korrektur jederzeit angepasst werden, falls beispielsweise die Kurzsichtigkeit zunimmt. Andersherum kann die Korrektur auch wieder abgeschwächt werden, wenn jemand mit zunehmenden Alter besser in die Nähe sehen möchte. Und sobald das nächtliche Tragen der Kontaktlinsen beendet wird, kehrt das Auge und die Sehkraft wieder zum ursprünglichen Zustand zurück. Es gibt im Unterschied zur Laser-Methode also weder Operationsrisiken noch dauerhafte Veränderungen des Auges.

Ist es nicht störend nachts Kontaktlinsen auf dem Auge zu tragen?
Überhaupt nicht, ich habe alle Arten von Kontaktlinsen ausprobiert und das Tragen einer formstabilen Linse während des Schlafs ist die bequemste Form des Linsentragens, die ich kenne. Bei geschlossenen Augen ist die Linse kaum/ nicht spürbar, sodass kein Störgefühl entsteht. Und auch bei geöffneten Augen sind sie bequem zu tragen. Dazu kommt, dass man auch mit den Linsen auf dem Auge perfekt sieht.

Wie lange halten diese Linsen und wie oft müssen sie getauscht werden?
Die Linsen sind aus speziellen hochsauerstoffdurchlässigen Materialien gefertigt, damit das Auge auch während des Schlafs gut mit Sauerstoff versorgt wird. Um sicherzustellen, dass die Linsen ihre optimalen Eigenschaften nicht verlieren, werden sie spätestens nach einem Jahr ausgetauscht.

Und wenn man mal nicht genug Schlaf bekommt oder eine Nacht durchmacht ?
Die Nachtlinsen sollten regelmäßig jede Nacht getragen werden, in vielen Fällen hält der Korrektureffekt aber 24 Sunden und länger an. Gelegentlich vergesse ich auch mal meine Linsen abends aufzusetzen. Falls dann die Sehleistung am nächsten Tag nicht zufriedenstellend ist, habe ich die Möglichkeit die Nachtlinsen auch im wachen Zustand zu Tragen und damit herrscht immer beste Sicht.

Man kann die Kurzsichtigkeit ja auch mit bequemen Weichlinsen korrigieren, warum dann Nachtlinsen?
Das geht natürlich, aber viele Personen klagen über trockene Augen und da gibt es eben nichts Bequemeres als keine Kontaktlinsen tagsüber tragen zu müssen. Gerade auch bei sportlichen Aktivitäten stört nichts, auch wenn der Schweiß fließt. Die Vorteile beim Schwimmen oder sonstigem Wassersport sind wohl einleuchtend und selbst unter der Dusche muss man keine Sorge haben, dass einem eine Linse aus dem Auge gespült wird.

Ist diese Methodik denn auch sicher und erprobt?
Es gibt zahlreiche Studien, die die Effektivität dieser Methodik bestätigen. Das geht sogar soweit, dass diese Linsen gezielt bei Kindern und Jugendlichen angepasst werden und der Zunahme der Kurzsichtigkeit in jungen Jahren entgegenzuwirken. Weltweit nimmt die Kurzsichtigkeit stark zu und Orthokeratologielinsen haben eine nachgewiesene, hemmende Wirkung.
Träger von Ortho-K Linsen lassen sich regelmäßig von Ihrem Anpasser kontrollieren und tauschen die Linsen jährlich aus. Wenn dazu einfache Hygiene- und Pflegeregeln eingehalten werden wie es beim Umgang mit Kontaktlinsen immer der Fall sein sollte, ist das Tragen dieser Nachtlinsen eine sichere und effektive Angelegenheit.

Für welchen Personenkreis kommen denn diese Linsen in Frage?
Ab dem Schulalter bis ins hohe Rentenalter kommen dafür alle kurzsichtigen Personen bis ca. 5 dpt Stärke in Frage. Wichtig ist der Wunsch nach einem freien Sehen ohne Brille oder Kontaktlinse auf dem Auge.

Interview mit Frau Morawietz geführt von Grischa Engelhardt, arabella optic München

Guten Tag Frau Morawietz, Sie tragen seit einem Jahr Ortho – K bzw. Nachtlinsen. Zuvor haben Sie drei Jahrzehnte weiche Kontaktlinsen getragen. Wie kam es zu der Umstellung?

Ich habe sehr empfindliche Augen und vertrage nicht jede Kontaktlinse. Über viele Jahre habe ich einen bestimmten Linsentyp getragen mit dem ich gut zurechtkam. Jedoch teilte mir mein Optiker vor einem Jahr mit, dass diese Kontaktlinsen nicht weiter produziert werden und ich somit einen neuen Kontaktlinsentyp benötige. Das gab mir den Anstoß, mich mit dem Thema Nachtlinsen auseinanderzusetzen.

Welche Erwartungen hatten Sie und was hat Sie besonders begeistert?
Besonders begeistert mich, dass ich mit meinen Ortho-K-Linsen tagsüber immer gut sehe und das ohne Operationsrisiken. Es ist jederzeit möglich wieder auf normale Linsen oder das Tragen einer Brille umzusteigen. Sollte ich mich dazu entscheiden, dann ist die Sehschwäche nach einigen Tagen wieder gleich wie vor dem Umstieg auf Ortho-K-Linsen.

Beeinflussen die Nachtlinsen den Schlaf?
Die Nachtlinsen stören mich nicht beim Schlafen. Vielleicht bin ich auch bereits ein wenig darauf konditioniert, dass mit dem Einsetzen der Nachtlinsen die Schlafenszeit beginnt.

Ist die visuelle Wahrnehmung verändert?
Mein Optiker hat mir erklärt, dass beim Tragen von normalen Kontaktlinsen oder einer Brille, üblicherweise ab ca. 44 Jahren eine zusätzliche Lesebrille notwendig wird. Jetzt mit 48 erlebe ich tatsächlich, dass ich mit normalen weichen Tageslinsen in der Ferne sehr gut sehe, jedoch beim Lesen Probleme auftreten.
Trage ich dagegen die Ortho-K-Linsen über Nacht und nehme diese dann am Morgen heraus, sehe ich sowohl in der Ferne als auch in der Nähe scharf und das über den ganzen Tag. Das finde ich sehr vorteilhaft.

Manchmal klagen Kontaktlinsenträger über Unannehmlichkeiten wie Augenreizungen, Fremdkörper- oder Trockenheitsgefühl. Erleben sie ähnliche Beschwerden?
Sie haben Recht: Früher hatte ich die aufgeführten Probleme auch hier und da. Das ist jetzt kein Thema mehr und es ist eine Wohltat tagsüber ohne Linsen zu sein! Was ich jetzt allerdings spüre und was vorher mit den Kontaktlinsen kein Thema war, ist, dass mir beim Zwiebelschneiden die Augen tränen… aber damit kann ich gut leben!

Die Ortho-K-Kontaktlinsen wurden individuell für Sie hergestellt. Gab es Schwierigkeiten in der Anpassungsphase?
Ja, die gab es. Die ersten Ortho-K-Linsen haben nicht optimal gepasst und wir dachten, meine Augen brauchen einfach länger, bis sie darauf reagieren. Als das nach ca. fünf Wochen nicht der Fall war, habe ich für beide Augen andere Linsen bekommen und ab diesem Zeitpunkt konnte ich ohne Brille scharf sehen! In der Zeit bis zum Wechsel habe ich mit entsprechenden Tageslinsen die fehlenden Dioptrien korrigiert.

Wäre da der Weg zu einer Augenoperation nicht einfacher gewesen?
Vor ca. 15 Jahren war ich kurz davor, mir die Augen in Denver (USA) operativ zu korrigieren.

Was hat Sie davon abgehalten?
Ich hörte von Kontrastproblemen besonders im Schnee. Doch gerade bei Wintersportarten ist mir eine klare Sicht sehr wichtig, deshalb habe ich mich gegen eine Lasik-OP entschieden.

Sicherlich ist dieses Lebensgefühl auch ein Gesprächsthema in Ihrem Umfeld. Wie erleben Sie hierbei die Reaktionen.
Die wenigsten meiner Bekannten wissen, dass es Nachtlinsen überhaupt gibt und sind sehr interessiert.

Neulich habe ich von einer Bekannten erfahren, dass sie sich ihre Augen lasern ließ. Leider gab es bei einem Auge Probleme und sie muss nochmals gelasert werden. Davor ist ihr etwas bange. Ich erzählte ihr dann, dass ich Nachtlinsen habe und sehr zufrieden bin. Sie sagte mir, dass sie davon noch nichts gehört hat und dass dies sicherlich auch für sie interessant gewesen wäre.

Würden Sie dann diese Möglichkeit für gutes Sehen jedem empfehlen?
Ja, auf alle Fälle denjenigen, die einen „normalen“ Tagesablauf haben – sprich ausreichend Schlaf.

Eine kleine Einschränkung bei Ortho-K-Linsen ist das Autofahren in der Nacht. Hier haben mich gerade am Anfang leichte „Lichthöfe“ irritiert. Doch mit einer Autobrille mit -0,50 Dioptrien komme ich jetzt gut klar.

Vielen Dank für Ihre Zeit!